Von Südtirol zum Jasemba

Am seidenen Faden

Der Jasemba ist ein einsamer Berg in Nepal, nicht sehr weit weg vom Mount Everest. Für Hans Kammerlander zeigte sich dort wieder einmal, wie nahe Tragödie und Erfolg beieinander liegen können.

Im kleinen Bergdorf Ahornach, hoch über den Dächern des Tauferer Ahrntals, ist Hans Kammerlander vor über 40 Jahren aufgebrochen, um die Welt der Berge zu erkunden und schließlich auf die höchsten Gipfel unserer Erdkruste zu steigen. Stück für Stück bahnte sich der Südtiroler den Weg aus einer eher engen Umgebung und entdeckte hinter jedem Berg immer neue Erhebungen und Gipfel. Ungeahnt, nicht geplant und heute, rückblickend gesehen, fast beispiellos, entwickelte sich ein Extrembergsteiger, der zweifelsfrei zu den erfolgreichsten Alpinisten unserer Zeit gehört.

In seinem Vortrag „Am seidenen Faden – von Südtirol zum Jasemba“ zeichnet Hans Kammerlander auf beeindruckende Weise jenen Weg nach, den er in über vierzig Jahren gegangen ist. Dabei stößt er auf erstaunliche Spuren. Die faszinierende Mulitvisionsshow zeigt mehr denn je den Menschen Hans Kammerlander und natürlich den vielseitigen Alpinisten und extremen Höhenbergsteiger, der in einer spezialisierten alpinen Welt vielleicht einer der letzten Allrounder ist.

Kammerlander, der zwölf der vierzehn Achttausender bestiegen hat, fasziniert sein Publikum von der ersten Minute an. Zunächst mit fantastischen und einzigartigen Luftaufnahmen der Dolomiten. Die Drei Zinnen, der Peitlerkofel, der Heiligkreuzkofel – Prachtberge wo man auch hinschaut bei dieser eindrucksvollen Reise. Die eisigen Flanken der Zillertaler Alpen, die Gipfel der heimatlichen Rieserfernergruppe, das Tauferer Ahrntal in Südtirol, der erste Dreitausender und die hinreißende Erzählung von der Besteigung des Moosstock, so hoch über dem elterlichen Bauernhof. Es sind die kleinen Geschichten hinter der Geschichte, mit denen Hans Kammerlander einen interessanten Spannungsbogen über sein bergsteigerisches Leben legt.

Extreme Aufnahmen aus Kletterrouten, fast unglaubliche Filmsequenzen von Steilabfahrten auf Ski, spektakuläre Bilder vom Eisfallklettern – Hans Kammerlander nimmt seine Zuschauer hautnah mit hinaus in die große Welt des Alpinismus. Es sind eben diese Bilder und Szenen, die deutlich machen, mit welcher Leidenschaft Hans Kammerlander seiner „Sucht“ nach immer neuen Abenteuern erlegen ist. In der gewohnt offenen Art, unkompliziert und unterhaltsam, erzählt der Südtiroler aus dem Tauferer Ahrntal von einer unglaublichen Touren-Kombination am Ortler und den Drei Zinnen, und vom Matterhorn, dessen vier Grate er innerhalb von nur 24 Stunden im Auf- und Abstieg bewältigte.

Im zweiten Teil des Vortrages nähert sich Kammerlander dann den hohen Bergen der Welt. Menschen und Kultur in Nepal oder Tibet zeichnen nun ein ganz anderes Bild. Vom warmen Dolomitenfels geht es in die Höhen des Himalaya. Gigantische Riesen aus Eis bestimmen das Geschehen. Kammerlander zeigt den Versuch der Erstbesteigung am Nuptse East. Das ist der damals höchste, noch unbestiegene Berg der Welt, ein direkter Nachbar des Mount Everest. Zwanzig Expeditionen sind dort bereits gescheitert und auch das Unternehmen des Südtirolers wird zu einem dramatischen Kampf mit Sturm, Schnee und Kälte.

Der Vortrag mündet schließlich in der Besteigung des 7350 Meter hohen Jasemba im Herzen des Himalaya. Vielleicht Hans Kammerlanders schönste Erstbegehung, aber auch eines der tragischsten Unternehmen seines Lebens. Am Südpfeiler des formschönen Jasemba, westlich des Everest, lagen Erfolg und Misserfolg, Tod und Leben, Glück und Tragödie ganz nah beieinander. Drei Anläufe waren notwendig, um die schwierige Linie zum Himmel zu „knacken“. Ein erster Versuch zusammen mit seinem Südtiroler Bergführerkollegen Karl Unterkircher und Alois Brugger scheitert in wilden Wetter-Kapriolen. Beim zweiten Versuch verunglückte Alois Brugger tödlich. Und erst als Kammerlander und Karl Unterkircher noch einmal zurückkommen, schaffen sie es im Gedenken an den abgestürzten Freund bis auf den Gipfel. Der Erfolg bekommt schließlich einen tragischen Nachtrag: ein Jahr später kommt am Nanga Parbat auch Karl Unterkircher ums Leben.

In 90 Minuten entsteht so das Portrait eines Menschen, der in unnachahmlicher Weise den prallen Rucksack seiner Erlebnisse vor dem Publikum ausbreitet.

Selbstverständlich steht Hans Kammerlander nach dem Vortrag gern für Fragen, Diskussionen, Autogrammwünsche und Auskünfte zur Verfügung.