Seminar-Vortrag

Bergsteigen und Management

Immer wieder wird Hans Kammerlander zu Vorträgen in Unternehmen und zu Special-Intrest-Gruppen eingeladen. Er erzählt auch da von den Bergen, wohl wissend, dass sie jedoch oft das ganz normale Leben spiegeln.

Das liest sich fast wie aus einem Karriere-Handbuch. Hans Kammerlander wurde als sechstes Kind einer Bergbauernfamilie in Ahornach im Südtiroler Tauferer Ahrntal geboren. Die Hänge steil, der Verhältnisse arm und die Zukunftsaussichten nicht unbedingt rosig. Die Chance auf ein steile Laufbahn praktisch gegen Null gehend. Das einzig wirklich steile waren die Berge. Den ersten davon bestieg Hans Kammerlander als 8-jähriger. Er war aus lauter Neugier einem Touristen-Ehepaar hinterher gestiegen. Von diesem Tag an wollte er immer mehr Berg und immer neue Abenteuer. Nach den Touren auf die heimatlichen Gipfel folgten lotrechte Wände in den Dolomiten und das Eis in den Westalpen. Dann die Ausbildung zum Bergführer und irgendwann stand Reinhold Messner vor Hans Kammerlander. Der öffnete ihm die Tür zu einer großen, unbekannten und vor allem grandiosen Welt. Zusammen bestiegen die beiden sieben der vierzehn Achttausender.

Später gelangen Hans Kammerlander fünf weitere und dabei unter anderem die Skiabfahrten vom Mount Everest und vom Nanga Parbat. Er bestieg auf allen Kontinenten die jeweils zweithöchsten Gipfel, nachdem er selbst erlebt hatte, um wie viel schwerer der K2 im Vergleich zum Mount Everest zu erreichen war. Rund 30 Jahre lang stellte sich Kammerlander einem knallharten Wettbewerb und einer oft gnadenlosen Branche, in der nur der Gipfel zu zählen scheint, aber oft nur die Umkehr das Überleben sichert. Im Leben von Hans Kammerlander hat sich immer alles um Ideen und Konzepte gedreht, um Taktik und Vorbereitung, um Projekt- und Krisenmanagement, um Logistik und die Wahl der richtigen Partner, um richtige Entscheidungen und um blitzschnelles Handeln. Hans Kammerlander musste schwere Rückschläge einstecken und verlor gute Freunde auf dem Weg zu den höchsten Bergen. Immer wieder stand er vor der Frage: Wie soll es nun weiter gehen? Wie kann aus einem zurück liegenden Erfolg heraus nach einem Rückschlag neue Motivation entstehen? Was kommt, wenn sich der ganz große Erfolg eingestellt hat? Wie fühlt sich die einsame Stunde nach dem Erreichen des Gipfels an?

In seinem Motivationsvortrag wählt Hans Kammerlander bewusst den K2 am roten Faden und als Sinnbild seines Tuns. Mit keinem anderen Berg hat er so sehr gerauft, wie mit dem zweithöchsten und schwierigsten Achttausender. Der „Berg der Berge“ hat ihm Rätsel aufgegeben und ihn schier zum Verzweifeln gebracht. Im ersten Anlauf scheiterte er im Gestrüpp pakistanischer Bürokratie, beim zweiten kam er wegen erfrorener Zehn nicht einmal in die Nähe des K2. Beim dritten Versuch wähnte er sich schon fast oben und musste dennoch 150 Höhenmeter unter dem Gipfel wegen unfassbarer Schneemassen umkehren. Ein Jahr später saß er 22 Tage bei schlechtem Wetter im Basislager fest. Und auch der fünfte Anlauf wäre um ein Haar gescheitert, bevor er vollkommen unerwartet ein Zweier-Team mit einem französischer Bergsteiger bildete, dessen Sprache er nicht einmal verstand. „Je mühsamer der Weg ist, umso stärker ist der Moment am Ziel“, sagt Kammerlander heute. Für ihn scheint der Begriff Scheitern nicht zu existieren, er sieht die Umkehr als Teilerfolg an und als Möglichkeit für Weiterentwicklung und Neuorientierung. „Ich stand oft vor dem scheinbar Unmöglichen. Doch unmöglich ist nur ein Begriff und keine unveränderbare Tatsache. Man muss das Unmögliche versuchen, damit das Mögliche möglich wird“ sagt der Südtiroler Ausnahmebergsteiger.