Das Matterhorn Indiens

Der Pfeiler am Shivling

Tagelang spazierten zwei Südtiroler Bergführer aus dem Pustertal 1993 den oberen Flusslauf des Ganges in Nord-Indien an seinem Ufer entlang. Sie wurden begleitet von einem nicht enden wollenden Strom an Pilgern. Sie alle strebten der Quelle des heiligen Flusses entgegen. Einzig die beiden Bergsteiger Hans Kammerlander aus dem Tauferer Ahrntal und Christoph Hainz aus Bruneck hatten etwas anderes im Blick. Nur eine gute halbe Stunde oberhalb des interessanten Treibens an der Ganges-Quelle, ging ihr eigener Traum in Erfüllung. Dort oben, so sagt Kammerlander bis heute, sei es fast wie bei einer Explosion der Sinne gewesen.Wie gemalt, wie aus einer anderen Welt, wie von Architektenhand entworfen, erhob sich über ihren Köpfen der Shivling mit seinen scharfen Graten und mauerglatten Wänden. Eine Form wie das Matterhorn in der Schweiz und doch ein ganz anderer Brocken. Eine Kletterlinie wie auf des Messers Schneide, eine Route in großem kombinierten Gelände aus Fels und Eis, erwartete die Kletterer.

Einige Expeditionsgruppen hatten sich bis dahin schon die Zähne ausgebissen und die Finger wund geklettert, ehe die beiden Südtiroler in diesem Jahr den Schlüssel zu dem riesigen Pfeiler fanden. Kammerlander sagt, dies sei seine vielleicht wichtigste, schönste und in Kombination mit dem extrem schwierigen Rückzug in einem Wettersturz wohl auch dramatischste Erstbegehung gewesen. Wenn man den Pfeiler genau betrachtet und die Geschichte dazu liest, mag man das sofort glauben.

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